Der große kleine Tapezier-Guide: Tipps und Tricks zum Tapezieren
Nicht umsonst spricht man bei größeren Veränderungen im Leben von Menschen vom Tapetenwechsel.
Der Wechsel der eigenen vier Wände bzw. deren Aussehen steht sprichwörtlich für Wandel. Ja, ein Tapetenwechsel kann eine Wohnung in ganz neuem Licht erscheinen lassen.
Tapezieren ist eine Tätigkeit, die viele selbst machen (wollen). Wir werden immer wieder nach Tipps und Tricks zum Tapezieren gefragt, denn hier kann einiges schief gehen. Nachträglich ist es nur schwer oder nicht mehr möglich, Fehler beim Tapezieren zu beheben.
Daher haben wir versucht, hier ein paar Tipps und Tricks nieder zu schreiben:
Vorbereitung ist (fast) alles!
1. Das richtige Werkzeug
- Cutter: Eines der wichtigsten Tapezierwerkzeuge ist ein gutes Cutter-Messer mit ausreichend Wechselklingen. Bitte ein stabiles, das gut in der Hand liegt, verwenden, kein dünnes aus Plastik. Da die dünnen Klingen schnell stumpf werden, bitte besser öfter die Klinge wechseln. So schützen Sie sich vor ausgefransten Kanten und unsauberen Übergängen, z.B. an Steckdosen.
- Tapezierbürste (zum Fixieren der Tapetenbahnen an der Wand),
- Malerbürste, Gummiwalze oder Quast: für das Auftragen des Kleisters und zum Glätten der Tapete und Herausdrücken von Blasen.
- Tapeziertisch (oder anderen große Fläche) zum Einkleistern der Bahnen, und genug Platz, um die eingekleisterte Tapete sauber zu falten (oder ruhen zu lassen).
- Kleister – bei speziellen Tapeten (z. B. Glasfasertapete, Vliestapete) den passenden Spezialkleister. Lesen Sie die Herstellerinformationen auf der Packung genau durch oder lassen Sie sich beraten, um den richtigen Kleister zu finden. Sparen Sie beim Kleister nicht – greifen Sie zu hochwertigen Produkten – denn die Kosten für Tapetenkleister sind im Vergleich zu den Tapeten eher gering.
- Ausreichend frisches Wasser, Lappen, Tücher.
- Eimer für den Tapetenkleister
Falls noch alte Tapete entfernt werden muss:
- Nagelwalze: um die alte Tapete mit Löchern zu versehen, damit sie besser aufweicht
- Sprühflasche: für die Befeuchtung der Tapete mit Wasser oder Tapetenentferner
- Spachtel: zur Entfernung der alten Tapeten
2. Eine saubere Baustelle bzw. Raum
Zum Tapezieren brauchen Sie Platz. Sie sollten daher den Raum komplett ausräumen oder zumindest alles, was nicht staubig, klebrig oder nass werden darf, gut abdecken. Wasser, Lappen, Tücher und Eimer verhindern, dass schon nach wenigen Minuten alles klebt oder die ersten Flecken eintrocknen:)
3. Eine vorbereitete Wand bzw. Decke
Fehler bei den Vorbereitungsarbeiten haben oft zur Folge, dass die Tapete nicht richtig hält oder das Ergebnis ungleichmäßig wird.
Wand oder Decke müssen glatt, sauber, fett- und staubfrei, sowie trocken sein.
Das heißt, alte Tapeten sollten rückstandslos entfernt sein. Ungleichmäßig saugende oder sandende Untergründe können mit einer Grundierung verfestigt bzw. ausgeglichen werden. Um zu verhindern, dass Unregelmäßigkeiten nachher durchschimmern, können Sie auch eine Vliesunterlage oder Makulatur anbringen.
Bei unebenen Wänden oder schwierigen Untergründen (z. B. Mauerwerk, Rauputz oder Holz) sollte die komplette Fläche gespachtelt und geebnet werden. An der Stelle bitte genau überlegen, ob Sie dies wirklich selbst machen wollen/können.
4. Eine gute (Zeit-)Planung
Nehmen Sie auch hier unbedingt die Herstellerinfos zur Hand und beachten Sie die vorgeschriebenen Einweich- und Ruhezeiten genau, dann geraten Sie im weiteren Verlauf erstens nicht in Hektik – und zweitens erhalten Sie auch so das gewünschte Ergebnis. Denn: Lufteinschlüsse unter der Tapete und Falten an der Wand sind meist Folgen falscher Wirk- und Weichzeiten des Tapetenkleisters.
Bekommt die Tapete vor dem Anbringen nicht die Weichzeit, die sie braucht, wird sie sich an der Wand weiter ausdehnen und Blasen oder Falten werfen.
Stellen Sie für sich und Ihre Helfer genug Getränke und Snacks bereit. Dann müssen Sie nicht für jeden Bissen oder Schluck zwischendurch die Baustelle verlassen.
HINWEIS: Strom ausschalten!
Die Außenteile der Steckdosen werden abgenommen bzw weggeschraubt – die Schrauben von Steckdosenteilen sind gut wiederverwendbar – achten Sie darauf, sie nicht zu verlieren. Dann einfach die Stellen übertapezieren und nachträglich mit dem Cutter ausschneiden. Gerät das Messer bei abgeschalteter Elektrizität in die Steckdose, kann nichts schiefgehen.
Außerdem tapeziert man sowieso am Besten bei Tageslicht, daher benötigen Sie keinen Strom.
Bei Tageslicht ist gut zu sehen, ob die Tapete richtig an der Wand haftet und ob sich Luftblasen gebildet haben.
Und nun geht’s ans Tapezieren: Problemstellen / Fehler beim Tapezieren (oder danach)
>Es wird mit dem Tageslicht tapeziert, Ihre Arbeit sollte daher auch am Fenster beginnen.
Hier sind häufige Probleme und Fehler, die beim Tapezieren passieren können:
1. Aufgehende Nähte
Es gibt im Prinzip drei Gründe, die dazu führen können, dass sich Tapetennähte nach dem Trocknen wieder öffnen:
- Die Tapete war nicht ausreichend eingekleistert,
- Die Bahn war nicht gleichmäßig eingekleistert (häufig wird an den Rändern zu vorsichtig oder zu sparsam gearbeitet, z. B. um den Tisch weniger zu bekleckern, oder
- Tapete bzw. Kleister sind zu schnell getrocknet.
Sie vermeiden Ärger mit Spannungsnähten, indem Sie gründlich und gleichmäßig einkleistern und beim Falten der Bahnen darauf achten, dass die Nähte möglichst nicht frei liegen. Auch Zugluft oder zu viel Wärme auf der Baustelle verkürzen die Trocknungszeit, also lieber weniger heizen oder die Fenster geschlossen halten. Heizt die Sommersonne die Baustelle auf, können Sie durch mehr Kleister gegensteuern.
2. Probleme an Bereichen mit Rändern
Für optimale Ergebnisse nehmen Sie alle Fußbodenleisten, Steckdosen und Lichtschalter ab. So brauchen Sie hier nicht exakt schneiden und können die Übergänge später einfach verdecken und alles sieht sauber und professionell aus.
3. Muster bzw. Rapport nicht beachtet
Bei manchen Mustertapeten müssen Sie die Bahnen auf eine bestimmte Weise kleben, damit das Muster nachher auf der gesamten Fläche optimal zueinander passt (rapportiert).
Beachten Sie dazu die Tapetensymbole, die am Anfang und Ende jeder Rolle angebracht sind. Diese Piktogramme können beispielsweise anzeigen, dass Sie jede zweite Bahn „kopfüber“ kleben müssen, damit das Muster und die Übergänge stimmen. Wenn es sich um eine ansatzfreie Tapete handelt können Sie die Bahnen kleben wie sie kommen.
Am Schwierigsten sind Tapeten mit „versetztem Ansatz“ – hier helfen meist nur Profis wie wir – als „Anfänger“ machen Sie sich hier keine Freude.
4. Die Bahnen werden immer schiefer
Die Meisten beginnen beim Tapezieren in der Ecke und arbeiten sich dann der Wand entlang. Das klappt, solange die erste Kante tatsächlich senkrecht ist und jeder rechte Winkel auch tatsächlich einer ist. Doch selbst in Neubauten ist das nur selten der Fall.
Das Problem ist, dass der Fehler meist erst sichtbar wird, wenn schon einige oder sogar alle Bahnen kleben.
Lösung: mit einer Wasserwaage oder einem Lot sicherstellen, dass die erste Bahn wirklich senkrecht wird.
5. Keine Tapete mehr, aber noch viel Wand übrig
Klingt lustig, kommt aber gar nicht so selten vor, wie man denkt. Grund: falsche Einschätzung oder Berechnung der Wandfläche bzw. benötigten Tapetenmenge.
Leider ergibt sich durch Nachbestellungen ein weiteres Risiko: Rollen von unterschiedlichen Chargen (erkennbar an unterschiedlichen Anfertigungsnummern) können sich farblich so voneinander unterscheiden, dass es nachher deutlich sichtbar ist.
Daher bitte im Vorfeld gewissenhaft messen und rechnen und beim Tapetenkauf grundsätzlich auf gleiche Anfertigungsnummern bei allen Rollen achten.
Tipps und Tricks nach dem Tapezieren:
Ist nach dem Trocknen eine Blase entstanden, die sich nicht mehr herausdrücken lässt, schneiden Sie die Stelle mit dem Cuttermesser mit zwei kleinen Schnitten über Kreuz ein. Dann bringen Sie etwas Kleister unter die Schnittränder und streichen Sie alles vorsichtig wieder glatt.
Bei Falten hilft dieser Trick allerdings nicht – mit denen müssen Sie entweder leben oder die Bahn komplett ersetzen.
Hinweis: Im Gegensatz zu Papiertapeten müssen Vliestapeten nicht einweichen. Bei dieser Tapetenart wird nicht die Tapete, sondern der Untergrund eingekleistert. Außerdem gibt es bei den dimensionsstabilen Vliestapeten kein Ausdehnen, Verziehen oder Schrumpfen. Dafür sind sie aber auch teurer als Papiertapeten.
Fazit
Ich hoffe, wir konnten Ihnen einige wichtige Tipps zum Tapezieren geben, so daß der nächste Tapetenwechsel nicht mehr Probleme bereitet, als er löst 😉
Zu kompliziert und aufwändig? Keine Zeit oder Lust?
Kein Problem: Rufen Sie an und fragen Sie die Profis. Fragen Sie uns!
Gut zu wissen, dass bei manchen Tapetenarten ein Spezialkleister erforderlich ist. Mein Onkel beschäftigt sich beruflich mit Tapezieren seit fast 20 Jahren. Er sagt, dass die passenden Tapeten tatsächlich das Ambiente der ganzen Wohnung ändern können, und dass sie wegen der leichten Austauschbarkeit einer Geschmacksänderung leicht angepasst werden können.